Ministry of Souls - Die Schattenarmee by Akram El-Bahay

Ministry of Souls - Die Schattenarmee by Akram El-Bahay

Autor:Akram El-Bahay [El-Bahay, Akram]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7517-0355-0
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2021-07-19T00:00:00+00:00


EIN OPFER

Oz!« Jack schrie den Archivar an, der ebenso starr wie Naima dastand. Der Klang des eigenen Namens riss ihn aus seiner Bewegungslosigkeit. Der Zauber, den er im nächsten Moment sprach, erfüllte den Thronsaal mit gleißendem Licht. Der Ifrit brüllte und verblasste und hing dann wie betäubt in der Luft.

»Los!« Jack griff Naimas Hand. Er zerrte sie mit sich zur Tür, und Naima lief wie träumend mit ihm. Er blickte zurück. Abdal saß gefesselt auf dem Thron und sah ihnen nach.

»Warum nehmen wir nicht den Marble Arch?«, rief Oz kurzatmig.

»Weil er uns nach London bringt. Und der Ifrit würde uns sofort finden«, erwiderte Jack angespannt.

Sie hatten den Ausgang fast erreicht, als die beiden Flügel wie von Geisterhand zufielen. Und hinter ihnen drang eine Kälte auf sie zu, als würde eisiges Wasser den Raum fluten.

»Jetzt haben wir ein Problem«, zischte Oz nervös.

»Ach, noch eines?« Jack hieb vergeblich gegen die Türflügel. Dann fuhr er herum.

Der Ifrit hatte sich wieder gefangen und war nun sicher mehr als zwei Meter groß. Flammen züngelten auf seiner Haut, als würde seine Wut sie anfachen. Er war so gewaltig, dass er den Blick auf Abdal völlig verdeckte.

»Na los«, presste Jack hervor. »Zeig ihm, wer der stärkere Magier ist.«

»Er.« Oz flüsterte so leise, als wollte er um keinen Preis die Aufmerksamkeit des Rachegeistes auf sich lenken. Oz bewegte die Finger. »Es geht nicht«, wisperte er erschrocken.

Jack blickte den Magier verwundert an. Sein altes, ziemlich verschrobenes und schüchternes Wesen zeigte sich nicht unbedingt im richtigen Moment. Wortlos zog er eine der Phiolen hervor. Sie glitzerte, als würde da ein schwaches Licht in ihr scheinen. »Halt!« Jack kam sich vor wie David aus der Bibel, der gegen Goliath antrat. Töricht. Verzweifelt.

Der Ifrit wurde in der Tat ein wenig langsamer. »Du bist ein Ärgernis, Mensch.« Er spie das letzte Wort aus, als würde es einen fauligen Geschmack auf seiner Zunge hinterlassen. »Was willst du gegen mich ausrichten? Er könnte es eher.« Die Hand des Rachegeistes wies auf Oz. »Doch er ist in Angst ertränkt. Magie aber braucht Mut. Oder Hass, damit sie stark ist.«

»Sei mutig, Oz«, stieß Jack hervor. »Und öffne die Tür.«

»Ich will sie.« Der Ifrit deutete auf Naima.

Jack stellte sich vor sie. »Ich auch.«

Und mit diesen Worten öffnete er die Phiole. In der echten Welt hatten selbst viele nicht ausgereicht, um den Ifriten zu binden. Doch dies hier war die Zwischenwelt. Und die Wirkung der Phiolen schien an diesem Ort unberechenbar. Sie konnten hier wie ein moderner Sprengsatz wirken. Ein Licht sickerte aus dem Glasfläschchen. Es floss in den Raum, stieg empor und wurde immer heller. Der Ifrit wich knurrend vor dem Licht zurück, doch dann loderten die Flammen auf seinem Leib so heiß auf, dass Jack die Hitze spürte. Und der Rachegeist ging wieder auf sie zu.

Rasch stellte Jack die Phiole ab und zog eine weitere aus der Tasche. Hinter sich hörte er Oz etwas murmeln und an der verschlossenen Tür zerren. Ohne sich umzuwenden, öffnete er die nächste Phiole und platzierte sie neben die andere. Das Licht wurde heller.



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